21. März 2024

„Ich weiß nur noch, wie mein Mann schrie. Holt uns raus, holt uns raus. Wenn die noch Phosphor werfen, verbrennen wir alle.“

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Erinnerung und Gedenken: Dessau ehrt Opfer der Bombardierung am 7. März 2024

Am Donnerstag jährte sich zum 79. Mal der Tag, an dem die Stadt Dessau durch Bombardierungen zu 80 Prozent zerstört wurde. Die Gedenkveranstaltung fand um 18 Uhr an der Friedensglocke am Platz der Deutschen Einheit statt.

In seiner bewegenden Eröffnungsrede wies Oberbürgermeister Robert Reck darauf hin, dass Frieden in unserer heutigen Zeit keine Selbstverständlichkeit mehr sei. Nach dieser Rede hatten ein Schüler, Ben Seidewitz, und vier Schülerinnen unserer Schule, Madita Jung, Victoria Welke, Laila Völker und Sophie Vollmer, das Wort. Jana Müller vom Stadtarchiv Dessau hatte passende Texte von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen ausgewählt, die durch unsere Schüler und Schülerinnen für die anwesenden Gedenkenden gelesen wurden. Dabei konnten ein Opfer der deutschen Angriffe auf die Stadt Guernica des Jahres 1936, ein Häftling des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau sowie des KZ Buchenwalds, ein neun Jahre alter Dessauer Junge, ein Zwangsarbeiter der Junkerswerke, eine Dessauer Bürgerin und ein fünfjähriger Junge aus Rotterdam bei der Bombardierung der Stadt 1940, nach Jahrzehnten ihre Geschichte mit den Anwesenden teilen. Aus der Auswahl von Texten wurde ersichtlich, dass in einem Krieg niemand verschont wird. Den Abschluss bildete eine Rede der Kreisoberpfarrerin Annegret Friedrich-Beerenbruch, die ihre Worte mit einem Gebet schloss. Musikalisch begleitet wurden die Redner und Rednerinnen von Mitgliedern der Musikschule.

Die Gedenkveranstaltung verdeutlichte, wie wichtig es ist, sich der Verantwortung als Deutsche(r) bewusst zu werden. Dabei geht es nicht nur darum, das damals Geschehene zu betrauern, sondern daraus zu lernen, aktiv Mitmenschen darauf aufmerksam zu machen, um in der Folge Verantwortung für Zukünftiges übernehmen zu können. Keinesfalls sollte es bei solch einer Veranstaltung um Opferinszenierung gehen, wie sie rechtsextreme Gruppierungen nutzen, um die Schuld der Deutschen am Zweiten Weltkrieg umzudeuten. Demzufolge ist es umso bedeutsamer, dass sich auch in den nächsten Jahren mehr Menschen an Gedenktagen wie diesen beteiligen, um ein Zeichen für Solidarität, Erinnerung und Frieden zu setzen.

Carina Koschig und Sophie Bodner